Knabe vom Ghetto, 50 x 35 cm, Papier

Lachur nennt das Bild: „Der Knabe vom Ghetto“. Die Körperhaltung, die Lockenpracht und der stramme Hals entsprechen einem jungen Menschen. Die Augen aber zeigen einen Menschen mit viel Wissen und Erfahrung, voll Angst und Verzweiflung, machen den Jungen also zum Lebenserfahrenen, zum Erwachsenen. Und dieser weiß, dass ihm jeden Moment Übles geschehen und er sogar sein Leben verlieren kann. Schaut man das Gesicht jedoch länger an, so erkennt man auch, dass dem Jungen zwar alles Irdische, aber keineswegs seine persönliche Würde genommen werden kann. Das ist ein Sieg über das Böse und die Handschrift Lachurs, der selbst bei schlimmsten Situationen noch positive Ausblicke sucht.

Der aufmerksame Betrachter erkennt nicht nur ein, sondern mehrere Gesichter in diesem Bild, z.B. einen zweiten Knaben hinter dem ersten (ebenso im Profil, das rechte Auge des vorderen Gesichts ist das linke Auge des hinteren Knaben). So stellt Lachur die Gefühle und Ängste der vielen Ghetto-Opfer vordergründig an einem Opfer dar, das aber stellvertretend für alle Opfer steht.